Chronik
Im Jahre 1900 wurde der Deutsche Fußball-Bund gegründet, 1903 wurde der erste Deutsche Fußballmeister ermittelt – der VfB Leipzig holte sich den ersten Titel der Geschichte – und am 5. April 1908 spielte eine deutsche Nationalmannschaft im ersten Länderspiel gegen die Schweiz, verliert dieses 3:5.
Aber auch in Lünen hat sich die Sportbewegung immer mehr durchgesetzt, nach den Turnern gründen sich immer mehr Fußballvereine. Die Stadt Lünen hat zur damaligen Zeit etwa 10.000 Einwohner, ein Jahr später wird an der Holtgrevenstraße die erste Turnhalle der Stadt eröffnet. Der Fußball beginnt in den letzten Jahren der Kaiserzeit seinen bis heute andauernden Siegeszug. Begeisterte Jungen laufen dabei dem runden Leder hinterher, zum Teil ohne Wissen der Eltern. Am 22. November 1908 wird im Lokal »Paul Lohmann« an der heutigen Jägerstraße ein neuer Sportverein gegründet: Viktoria Lünen-Süd.
Die 22 Gründer des neuen Clubs waren: Heinrich Barwich, Heinrich Bäcker, Gustav Boese, August Bräuer, Johann Broda, Fritz Dietrich, Heinrich Evers, Heinrich Blowatzki, Jakob Heberling, Heinrich Köchling, Josef Köhler, Friedrich Kowalkowski, Alex Kümmel, Ferdinand Maashänser, Wilhelm Meier, Heinrich Menges, Fritz Neuhaus, Eduard Plantack, Fritz Renner, Karl Stoltefuß, Ludwig Trautvetter und August Waschitzki.
Die ersten Farben des Vereins waren blau und weiß, zu den Auswärtsspielen fuhren die Spieler noch mit Pferd und Wagen, erste Gegner waren Herkules Horstmar, Mengede, Eving, Lindenhorst, aber auch Vereine aus dem heutigen Kreis Lüdinghausen. Doch der Aufwärtstrend der neuen Sportart Fußball wurde in Deutschland wie auch in Lünen-Süd nach nur sechs Jahren jäh gestoppt. Der beginnende Weltkrieg forderte ab 1914 auch Opfer unter den Fußballern. 1919 – ein Jahr nach Kriegsende – wurde in Eigenarbeit von den heimgekehrten Vereinsmitgliedern ein neuer Sportplatz gebaut.
Die Harpener Bergbau AG stellte ein Gelände an der Jägerstraße/Auf der Leibzucht zur Verfügung, der Verein nannte sich in VfB 1908 Lünen um und bestimmte Schwarz und Weiß zu seinen Vereinsfarben. Fusionen mit dem TV 12 Derne und dem SV Preußen 07 Horstmar brachten nicht den gewünschten Erfolg, ließen den VfB jedoch nach der Trennung von Horstmar im April 1922 in der A-Klasse weiterspielen.
Vier Jahre später entstand 1926 auf dem Schuhmacher-Gelände an der Bebelstraße vor dem alten Bahnhof Preußen ein neuer Sportplatz, auf dem der VfB 08 seine bis dahin größten Erfolge feierte. 1932/33 errang der Verein aus dem Süden die Gruppenmeisterschaft. 1937 wechselten die Schwarz-Weißen zum Triftenteich, durch den zweiten Weltkrieg wurde der Spielbetrieb wenig später wieder unterbrochen. Nach der Kapitulation und der Besetzung des Landes von den Alliierten dauerte es lange, bis der Fußball in Lünen wieder zu seiner alten Stärke fand. Unter dem Sportlehrer Stefan Wisniewski reifte beim VfB 08 eine starke Mannschaft heran, die bereits 1948 den Aufstieg in die Landesliga Westfalen schafften, kurz danach auch den Sprung in die neugegründete Westfalenliga. Einige tausend Zuschauer feuerten die Mannschaft bei ihren Heimspielen an.

Zahlreiche Besucher strömten auf den Sportplatz am alten Bahnhof Preußen. Bis zur Torauslienie standen die Fans des VfB Lünen und feuerten ihre Mannschaft an. Vor allem in den Lokalduellen mit dem BV Brambauer waren die Ränge überfüllt. In diesem Spiel siegte der Gastgeber VfB Lünen 2:0 gegen den BV Brambauer vor 6000 Zuschauern.
Der VfBer Kurt Haustein absolvierte in dieser Zeit neun Spiele in der Westfalenauswahl. Doch 1952 stieg die Mannschaft wieder in die Landesliga ab, ein Jahr später wurden ihr am »grünen Tisch« acht Punkte abgezogen, was den Sturz in die Bezirksklasse bedeutete. In den folgenden Jahren machten immer wieder Nachwuchstalente des VfB auf sich aufmerksam. Der bekannteste von ihnen, Timo Konietzka, wechselte 1958 von den Schwarz-Weißen zu Borussia Dortmund und erzielte 1963 das erste Tor in der Geschichte der neuen deutschen Bundesliga.

1934 präsentierte sich die VfB-Mannschaft dem Fotografen. Ein Jahr zufor hatten die 08er die Gruppenmeisterschaft errungen.
Ebenfalls 1958 zog der VfB vom Triftenteich nach Schwansbell, doch die Unterhaltung des Rasenplatzes war mit zu hohen Kosten verbunden. Nach kurzer Zeit wendete man sich dem neuen Platz wieder ab und spielte auf dem altbewährten Triftenteich weiter. Vor allem die Jugendabteilung glänzte Ende der fünfziger Jahre mit zahlreichen Titeln und Meisterschaften.
1957 gab es im Endspiel der Industriemeisterschaft ein unglückliches 1:2 gegen den FC Schalke 04. Auch die internationalen Jugendturniere um den »August-Meermann-Pokal« führte der VfB durch.
Ein besonderer Höhepunkt war der deutsch-sowjetische Jugendaustausch 1964. Spartak Moskau war in Lünen zu Gast, im gleichen Jahr fuhren die VfB-Jugendlichen in die damalige UdSSR. Für die Zeit des »Kalten Krieges« war diese sportliche Begegnung zweier Mannschaften aus den unterschiedlichen, feindlichen Machtblöcken geradezu sensationell. Nach dem Umzug vom Stadion Schwansbell zurück zum Triftenteich wurde der VfB Lünen 1967 wieder umquartiert. Die Kampfbahn Dammwiese wurde auf dem heutigen Gelände der Käthe-Kollwitz-Schule mit einer Flutlichtanlage errichtet, doch die Mannschaft spielte in der Bezirksklasse trotz der »leuchtenden« Unterstützung keinen glänzenden Fußball und stieg 1975 in die Kreisliga A ab.
1980 folgte dann der bisherige sportliche Tiefpunkt in der 90jährigen Vereinsgeschichte, der Abstieg in die Kreisliga B. Nach dem Bau der damaligen Realschule Lünen-Süd zog der VfB im August 1980 ein weiteres Mal um. Neue Heimat wurde der Sportplatz an der Dammwiese, direkt neben der Kohlenhalde der ehemaligen Zeche Viktoria 3/4. Der Platz lag nur ein kleines Stück neben seinem Vorgänger, jedoch etwas höher. Dort ist der VfB auch heute noch beheimatet. Auch sportlich ging es wieder aufwärts mit den Schwarz-Weißen. Nach zweijähriger Zugehörigkeit schaffte man 1982 wieder den Sprung in die Kreisliga A, neun Jahre später kehrte man nach 16jähriger Abstinenz durch den Sieg im Elfmeterschießen des Entscheidungsspiels sogar wieder in die Bezirksliga zurück. Dort etablierte sich der Verein unter den Trainern Peter Tomaschewski, Ewald Hecker, Horst Venzhöfer und Erich Tremblau.
Neben dem Sportplatz an der Dammwiese entstand Anfang der neunziger Jahre ein Vereinsheim für alle Mitglieder des VfB Lünen. Zum größten Teil in Eigenarbeit erstellt, wurde das neue Clubhaus mit Jugendraum, Geschäftszimmer und Umkleidekabinen nach dem Tod des Mitinitiators der Errichtung, Alfred König, in »Alfred-König-Haus« umbenannt.
In der Saison 1997/98 hatte es die verjüngte Mannschaft von Beginn an sehr schwer, stieg auf dem letzten Platz stehend nach sieben Jahren Bezirksliga wieder in die Kreisliga A ab. 1967 gründete sich neben den Fußballern eine weitere Fachschaft im VfB Lünen, die Turner. Die angebotenen Kurse fanden gleich regen Zulauf, heute ist diese Abteilung die mitgliederstärkste im Verein.
Die Tischtennis-Spieler gründeten 1971 ihre Fachschaft, spielen seitdem in der Turnhalle der Paul-Gerhardt-Schule. Bereits nach den Olympischen Spielen in München 1972 gründeten einige Turner eine Volleyball-Gruppe, die im Oktober 1997 den Spielbetrieb aufnahm und am 1. Januar 1982 als eigenständige Fachschaft in den VfB Lünen aufgenommen wurde.
Text: Bernd Kampmann